Tipp
Kroatien – Marokko
Unter 3 Tore
1,50
Risiko: hoch
Die Probleme der Kroaten wurden gegen Argentinien offensichtlich – sie haben keine Boxbesetzung, spielen im Prinzip ohne Stürmer und strahlen dadurch kaum Torgefahr aus. Die Defensive ist gut, aber nicht überragend – das Mittelfeld sticht hier deutlich heraus und ist für die großen Erfolge der letzten Jahre verantwortlich. Die Frage wird nun sein – rotiert Dalic und gibt den Jungs aus der zweiten Reihe noch ein paar Einsatz Minuten? Spiele um Platz 3 sind eigentlich dafür prädestiniert zu rotieren, denn viele Jungs haben 1 Monat gekämpft, trainiert und trotzdem kaum gespielt.
Marokko konnte dem Druck nicht standhalten, Frankreich machte am Ende nur so viel wie nötig. Man muss einfach sagen – gegen Spanien und Portugal hatten die Marokkaner auch das nötige Spielglück. Gegen die Franzosen konnten die verletzungsbedingten Ausfälle nicht kompensiert werden. Bis auf Hakimi ist die komplette Defensive angeschlagen bzw. verletzt. Frankreich spielte seine Angriffe kaum aus und marschierte im Schongang ins Finale. In der Offensive fehlt es den Marokkanern an Qualität, aus den vorhandenen Chancen machen sie viel zu wenig.
Qualitativ ist Kroatien hier der ganz klare Favorit, in 9 von 10 Fällen würden sie das Spiel nicht verlieren. Zudem ist der Spannungsabfall bei den Nordafrikanern enorm, hier nochmal die Motivationskeule zu schwingen ist fast undenkbar. Es gab das Duell Kroatien – Marokko bereits in der Gruppenphase, Endstand 0:0 mit klaren Vorteilen für die Kroaten. PRE kann man ohne die Aufstellungen zu wissen im Prinzip keine Wette tätigen, die Gefahr der Rotation ist sehr hoch. Spielt zum Beispiel Kapitän Modric nicht ändern sich die Voraussetzungen. Deshalb – beide Teams waren in der Offensive bislang extrem harmlos, zudem ist das Spiel um Platz 3 dafür bekannt, dass sich ein Team bei Rückstand nicht mehr aufbäumen kann. Belgien gewann 2018 mit 2:0, die Niederlande 2014 mit 3:0.
Analyse
Argentinien – Frankreich
H2H Argentinien
1,83
Hier sehen wir eine absolute Besonderheit. Die Quotenverteilung überrascht, denn sowohl Frankreich als auch Argentinien sind mit einer 2,8 bedacht. Für ein Unentschieden gibt es eine 3,0. Die Quoten sind hoch und sehr ausgeglichen, extrem lukrativ. Es scheint so als wollten die Buchmacher jeden einzelnen Fussball Fan dazu bewegen auf dieses Spiel zu setzen. Die Wahrheit ist – es handelt sich um ein 50/50 Spiel, die Tagesform oder vielleicht auch der Schiedsrichter werden diese Partie entscheiden. Trotzdem analysieren wir dieses Finalspiel, so wie wir Finalspiele in den letzten 10 Jahren erfolgreich analysiert haben.
- Erfahrung
Der amtierende Weltmeister hat mit Mbappe, Griezmann, Lloris, Giroud und Varane immer noch 5 Spieler in der Startelf, die bereits das Finale 2018 gespielt haben. 2021 standen 6 WM Spieler im Nations League Finale gegen Spanien, welches mit 2:1 gewonnen wurde. Argentinien hingegen gewann im Finalissima 2022 3:0 gegen Italien, 7 Spieler der aktuellen WM Startelf standen schon gegen Italien auf dem Feld. 2021 gewann Argentinien die Copa gegen Brasilien mit 1:0, damals standen 8 Spieler der heutigen WM Startelf auf dem Rasen. 2019 scheiterte man in der Copa an Brasilien und selbst da standen mindestens 5 Spieler der aktuellen WM Elf auf dem Platz. Zusammengefasst – beide Teams haben Finalerfahrung. Argentinien hat seit 2018 einen WM tauglichen Kader zusammengestellt und es formte sich ein echtes Team. Die Franzosen haben seit 2018 ihre goldene Generation und konnten auf europäischer Bühne überzeugen.
- Spielweise
Beide Teams fokussieren sich auf die Defensive. Frankreich ist vielleicht sogar noch mehr auf Absicherung bedacht als Argentinien, dafür wirken die Franzosen defensiv aber sicher anfälliger als die Südamerikaner. Argentinien kommt ausschließlich über Kombinationsspiel bis in den Strafraum, das macht sie leicht ausrechenbar, sie verfügen über keinen Plan B. Die Niederlande zeigte, dass Argentinien besonders in der Luft große Probleme hat, lange Bälle sind ein einfaches Mittel, um den Gauchos Probleme zu bereiten. Die Franzosen hingegen haben einen Plan A, B und C – sie sind extrem vielseitig in der Offensive. Das Problem der Franzosen ist der eigene Leichtsinn, sie wirken teilweise überheblich, kassieren immer ihr Gegentor.
- Form
Frankreich ist weit weg von Top Form, dafür verfügen sie eindeutig über eine enorme individuelle Qualität. Im Prinzip wissen wir noch gar nicht wie gut Frankreich wirklich ist, denn bislang wurden sie auch einfach noch nicht wirklich gefordert. England war der einzige namhafte Gegner, die Engländer haderten jedoch mit der eigenen Spielweise und Stimmung. Argentinien spielt keinen guten Fußball, dafür aber am eigenen Limit – ich glaube, dass sie nicht besser spielen können, als das, was sie bisher gezeigt haben. Beide Teams gehören seit 2018 zur absoluten Spitze, beide Teams haben sich kontinuierlich weiter entwickelt. By the Way – genau das, was in Deutschland eben nicht passiert ist, hier startet man nun 2023 zum x-ten Mal von 0.
- Qualität
Argentinien hat keinen Kader, dem man wirklich zutrauen würde eine WM zugewinnen. Alvarez ist zum Beispiel im Club nur zweite Wahl, spielt fast nie, gehört bei der WM aber zum Stammpersonal, weil Martinez komplett außer Form ist. Paredes hat für Juve eine Startelfquote von 25%, de Paul 64%. Das sind nur 2 Spieler, die im Club nicht gesetzt sind, aber im Kader eines WM Finalisten sollten eigentlich nur Stammspieler stehen. Zudem bringt Scaloni auch von der Bank nur selten echte Qualität. Die Franzosen hingegen schaffen es auch ohne Benzema, Kante, Pogba oder Lucas Hernandez ins Finale. Sie haben eine enorme Qualität in allen Bereichen.
- Trainer
Deschamps hat sicher mehr Erfahrung, aber auch Scaloni hat sich schon in Finalspielen bewiesen. Die Trainer werden hier also keine Fehler machen, davon kann ausgegangen werden. Beide Coaches werden ihr Team auf die Defensive fokussieren, kein Risiko eingehen, nicht in Rückstand geraten.
Zusammengefasst hat Argentinien die stabilere Defensive, Frankreich dafür mehr Qualität. Das sind die 2 Punkte in denen sich die Teams wirklich unterscheiden und wie sagt man so schön? Offensive gewinnt Spiele, Defensive gewinnt Titel. Argentinien hat das Finale verdient, sie hatten einen katastrophalen Start ins Turnier, teilweise nicht selbst verschuldet, denn gegen Saudi Arabien ließ man im Prinzip nichts zu, kassierte jedoch 2 Gegentore. Es war das eine von 100 Spielen das die Saudis gewinnen – so etwas kommt vor im Fussball. Argentinien hat dann gegen Polen und Mexico absolut souverän gespielt, hochverdient gewonnen. Gegen Australien murmelte man sich erneut selbst den Ball hinten rein und so war es am Ende ein knappes 2:1, auch weil man erneut zahlreiche Chancen nicht nutzen konnte. Die Niederlande waren schon auf dem Papier ein harter Brocken, kämpferisch hielt man dagegen und konnte ein Elfmeterschießen gewinnen. Mit Kroatien wurde der WM Finalist von 2018 deutlich geschlagen, Kroatien hatte im Prinzip keine Chance. Argentinien steht verdient im Finale, sie hatten höhen und Tiefen im Turnier, sie sind als Mannschaft daran gewachsen. Ganz anders die Franzosen – sie wurden kaum getestet, sie mussten in keine Verlängerung, sie hatten kaum echte Hürden zu nehmen. Australien, Tunesien, Dänemark, Polen, England, Marokko – das sind eher Teams, die man sich für Testspiele aussucht, das sind keine Teams, die einen Weg ins WM Finale wiederspiegeln. Marokko und Polen waren Pflichtsiege, beide Teams hatten mit sich selbst zu kämpfen. Dänemark präsentierte sich überraschend extrem schwach und verlor selbst gegen Australien, gegen Tunesien verlor man mit einer B Elf. Es bleibt dabei – einzig England war ein echter Gegner und da muss man sagen, dass die Franzosen nicht überzeugen konnten. England hat einen Elfmeter verschossen, eventuell einen weiteren bekommen müssen. Für England war da offensichtlich mehr drin. Wer will den Titel am Ende mehr – auf diese Frage läuft es hinaus. Argentinien wird ein Heimspiel haben, sie kennen das Stadion, alles scheint angerichtet zu sein. Die Franzosen haben ein enormes Selbstvertrauen, eventuell sogar zu viel. So scheiterte man 2021 an der Schweiz am eigenen Unvermögen im Elfmeterschießen. Einen Gewinner zu prognostizieren scheint fast unmöglich, aber aufgrund der ausgeglichenen Verhältnisse ist das Unentschieden nach 90 Minuten das realistischste aller Ereignisse.