Lexikon

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17 Okt: DER NEUE GLÜCKSSPIELSTAATSVERTRAG

Ich versuche die Lage mal kurz mit meinen eigenen Worten zu erklären. 

Grundsätzlich war es so, dass online Sportwetten in DE verboten waren. Hintergrund ist, auch wenn es nicht offen gesagt wurde, dass man die Monopolstellung des staatlichen Sportwettenunternehmens stärken und schützen wollte. Allerdings hat das EU Recht ein Problem mit der Vorgehensweise des deutschen Staates. Die Buchmacher haben dagegen geklagt, erkannten das „Verbot“ nicht an und boten ihre Leistungen viele Jahre lang einfach weiter an. Geschützt wurde man eben vom Europäschen Recht, welches über dem deutschen Recht steht – so war zumindest die Interpretation der Buchmacher. Das Handeln wurde ziemlich lange toleriert, allerdings uferte es in der letzten Zeit aus. Werbepausen werden dominiert von Buchmachern, welche Kunden um jeden Preis werben – auch deshalb musste endlich eine Lösung her. Wichtig – eine Lösung ohne Zustimmung der Buchmacher wird es meiner Meinung nach nicht geben. Ein einfaches Verbot von online Sportwetten hätte nicht standgehalten und darum befanden wir uns viele Jahre in einer Grauzone – auch wenn die Buchmacher keine Lizenzen hatten, ihre Leistungen haben sie ganz offen angeboten. 

Die Lösung

Es muss ein gemeinsamer Weg aufgezeigt werden, wo Staat und Buchmacher als Gewinner hervorgehen. Deswegen der neue Glücksspielstaatsvertrag. Natürlich kann man hier medial nicht mit der Wahrheit daherkommen. Grund für das ganze Brimborium ist der „Schutz von Spielern, die für Spielsucht gefährdet sind“. Um diese Menschen zu schützen, muss nun also doch gehandelt werden. Ok, klingt plausibel. Viel wichtiger ist jedoch – wenn der Staat die online Buchmacher nicht verbieten kann, so möchte er wenigsten in Form von Steuern mitprofitieren. Und wenn die Buchmacher schon Steuern abdrücken müssen, dann wollen sie wenigsten eine offizielle Lizenz und nicht nur eine „Duldung“. Eine Hand wäscht die andere. Mit einer offiziellen Lizenz lässt sich wunderbar werben – ein großer Pluspunkt für die Buchmacher. Viel deutlicher wird mein Standpunkt, wenn wir uns die Inhalte des Vertrages anschauen. 

Die wichtigsten Inhalte zusammengefasst:

  • Monatliches Einzahlungslimit von 1000 Euro pro Spieler
  • Professioneller Verifizierungsprozess bei der Eröffnung des Kontos
  • Ein Emergency Button, damit sich der Spieler jederzeit selbst sperren kann
  • Eine Software, die spielsuchtgefährdete Spieler identifiziert 
  • Blödsinnige Wettarten fallen raus 
  • Auch die Zahlungsanbieter werden dazu ins Boot geholt – Visa hat sich bereits zurückgezogen, PayPal soll ebenfalls nicht mehr mit Casinos und Sportwettenseiten kooperieren. Wobei ich hier Fragezeichen habe, da ich europäische Buchmacher kenne, die Paypal anbieten und auch weiterhin damit rechnen Paypal anbieten zu können. 

Das sind also so die grundlegenden „Änderungen“. Oder anders gesagt – eigentlich ändert sich nichts. Emergency Button, Verifizierungsprozess, Software, Paypal ja/ nein – das sind alles Dinge, die einen Tipper nicht vom Wetten abhalten werden. Der einzige prikäre Punkt ist das Einzahlungslimit. Aber – wie viele Tipper zahlen mehr als 1000 Euro pro Monat ein? Ich schätze mal das würde 5% der Tipper betreffen. Und wer sind diese 5%? Meiner Meinung nach tatsächlich Spieler, die spielsuchtgefährdert sind. Es würde noch eine andere Gruppe von Spielern geben, die relativ einfach und schnell mehr als 1k pro Monat einzahlen – Profis. Und genau diese Profis wollen die europäischen Buchmacher sowieso nicht. Es ist ein Massengeschäft und die Erfahrung hat gezeigt – wer zu oft gewinnt, der wird gesperrt. Und selbst die spielsüchtigen Menschen am Wetten zu hindern hat Vorteile für die Buchmacher. Warum? Diese Kunden produzieren am Ende des Tages enorme Probleme. Es hat Kunden gegeben, die ihr Geld von Buchmacher zurückgeklagt haben. Es hat Kunden gegeben, die den Ladenbesitzer auf offener Straße erschossen haben. Das waren die Folgen, wenn man spielsüchtige Menschen zu viel spielen lässt. 

Warum betrifft uns das alles nicht?

Bis auf das Einzahlungslimit kann meiner Meinung nach jedem Spieler sowieso alles am A**** vorbeigehen. Das Limit an sich stört mich extrem – aber nur weil es mich in meiner Freiheit einschränkt und ich das nicht hinnehmen möchte. Werden wir in Zukunft ein Limit für den Kauf von Alkohol bekommen? Sind in Zukunft nur noch 2 Schachteln Zigaretten pro Monat erlaubt? Brauchen wir wirklichen einen Staat, der uns sagt wo und wie viel Geld wir ausgeben? Wer professionell wettet, der ist sowieso bei den Asiaten angemeldet. Natürlich hat man auch ein Konto bei den europäischen Buchmachern, aber da muss ich keine 1k pro Monat einzahlen. Und selbst wenn ich trotzdem stur bleibe und nicht zu den Asiaten gehe – ich kann immer noch jeden Monat meine 1k einzahlen und habe somit 12k nach 1 Jahr zur Verfügung. Es wird immer Wege geben, das Ganze zu umgehen. An sich hat man hier einen guten Vertrag für alle Parteien geschlossen. Die Buchmacher bekommen ihre Lizenz, der Staat bekommt sein Geld und die Spieler werden etwas mehr geschützt. Allerdings war der Weg zu diesen Vereinbarungen doch sehr fragwürdig. Die Buchmacher hatten eindeutig das Heft das Handels in der Hand. Das Verbot war über Jahre hinweg einfach uninteressant und wenn dann Sportwetten Werbung im TV in Dauerschleife kommt, dann muss man sich schon fragen – wer macht hier eigentlich die Regeln? Der neue Vertrag hinterlässt einen positiven Eindruck, aber die Gewinner sind für mich wieder die Buchmacher. 

Wann treffen die Änderungen in Kraft?

Sommer 2021 soll es soweit sein. Bis dahin gibt es eine „Duldungsphase“. Bedeutet – die Buchmacher sollten schon mal gewisse Dinge ändern, werden aber vermutlich erstmal einfach weiter machen wie zuvor. Was den Entfall bezüglich mancher Live Wettarten betrifft kann ich noch nichts sagen. Ich habe immer Buchmacher mit einem kleinen Angebot empfohlen, weil ich gesagt habe, dass 90% der Angebote sowieso Blödsinn sind. Was bereits umgesetzt wurde ist die Schließung von Casinos – soweit ich das mitbekommen habe – ebenfalls nichts was einen stören sollte. Viel wichtiger für uns sind die positiven Aspekte. Endlich wird der Markt zumindest mal anerkannt. Bis dato gab es überhaupt keine Regeln und deshalb litt das Image enorm. Mit einer Lizenz können Buchmacher auch ganz anders auftreten – wir werden also nicht mehr diese dummen Sprüche hören „ist das nicht illegal?“. Im Sportwettenmarkt ging es die gesamte Zeit über nur um eines – Kunden gewinnen! Und das ist einfach unseriös. Es müssen weitere Regeln her – besonders was die Werbung betrifft – besser gesagt die Anzahl an Werbebeiträgen. Aber – wir müssen keinen Spieler vor sich selbst schützen. Das ist Blödsinn. Nimm dem Alkoholiker die Flasche weg und er wird zum Raucher. Wir sind abhängig von Zahnpasta, aber niemanden kümmerts. Für mich ist und bleibt es eine einfache Rechnung. Was ich mit meinem Geld mache ist meine Sache und wenn ich keines mehr habe, weil ich es versoffen, verzockt und verraucht habe, dann habe ich halt kein Geld mehr. Wir können nicht immer erwarten, dass der Staat uns die Verantwortung für unser eigenes Handeln abnimmt. Wenn ich 10k im Monat verdiene und nun 5k einzahlen möchte, dann sollte das erlaubt sein – ich bin weder spielsüchtig, noch dumm, nur weil ich mein Geld investieren möchte. 

Edit – eine weitere Änderung soll wohl das Wegfallen von Wetten auf unterklassige Ligen sein. Diese Änderung soll wohl schon bei einigen Buchmachern schon umgesetzt worden sein. Hierzu kann ich wenig sagen, da ich seit Jahren empfehle, die Finger von diesen Wetten zu lassen. Natürlich fühle ich mich nun bestätigt, während die „Top“ Tippgeber, die fast ausschließlich unterklassige Ligen beworben haben in die Röhre gucken. Ich will nicht zu weit ausholen – die Wetten wurden sowieso fast immer limitiert und dementsprechend war ein professionelles Wetten dort kaum möglich. Sicher hatte man hier immer Möglichkeiten auf gute Quoten durch einen Informationsvorsprung, aber die Einsatzlimitierung hat das Wetten hier unmöglich gemacht. Kurz – auch dieser Wegfall betrifft uns überhaupt nicht.